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Graduierungen

Graduierung


Das heute vorherrschende Kyu-Dan-System hat mehrere Abstufungen: Die Anfänger werden in mindestens fünf und bis zu zehn Stufen unterteilt, genannt "Kyu". Hierbei wird rückwärts gezählt, so dass der 1.Kyu der höchste Anfängergrad ist. Auch die Dan-Grade sind unterteilt, nämlich in zehn Stufen, wobei der 10. Dan der höchste und der 1. Dan der niedrigste Grad ist.
Verbreitet ist die Methode, nur die ersten fünf Dan-Grade durch Prüfungen zu vergeben.

Entgegen landläufiger Annahme bedeutet das Erreichen des 1. Dan keineswegs die perfekte Meisterschaft. Die Bedeutung des Wortes Dan (wörtl. Stufe) legt nahe, dass jeder Dan ein Schritt von vielen ist. In einigen Systemen gilt vielmehr, dass der 1. Dan lediglich die Befähigung darstellt, die eigentliche Kampfkunst zu erlernen, d. h. den Abschluss einer lediglich vorbereitenden Ausbildung markiert.

Die technische Ausbildung ist nach dem Erreichen des 5. Dan abgeschlossen. Ab jetzt wird mehr auf die Weiterentwicklung der Persönlichkeit des Meisters geachtet. Zwar war dies schon vor dem Erreichen des fünften Dan der Fall, tritt aber gegenüber der technischen Ausbildung jetzt in den Vordergrund. Alle weiteren Grade werden verliehen. Allerdings gibt es auch Systeme, die auch Prüfungen bis zum 8. Dan durchführen, oder auch solche, die ganz auf Prüfungen verzichten.

Ohne eine Angabe bezüglich des Meisters oder Verbandes sagt jedoch der reine Zahlenvergleich der Dan-Grade nichts aus, da die einzelnen Lehrerausprägungen / Verbände sehr unterschiedliche Prüfungssysteme und -anforderungen haben.

Geschichte

Ein Menkyo Kaiden
Ein Menkyo Kaiden

Ursprünglich gab es innerhalb der traditionellen Ryu´s (=Schule) ausschließlich das Menkyo System. (jap. Menkyo = Lizenz)

Der Grund dafür liegt auf der Hand. Das Wissen der Ryu wurde über Jahrhunderte nur den Schülern des inneren Kreises („uchi-deshi“ ) weitergeben. Außerdem gab es immer nur eine einzige Instanz, welche für die Vergabe von Diplomen zuständig war. Der zu dieser Zeit amtierende Soke. (= Oberhaupt der Schule).

Jigoro Kano (1860–1938)
Jigoro Kano (1860–1938)


Ende des 19 Jhd. (1882) eröffnete Jigoro Kano, der Begründer des Judo, sein erstes Dojo in Tokio mit dem Namen Kodokan. Er übernahm eine Graduierungsform, welche in der Edo-Zeit für Spieler des GO (jap. Brettspiel) verwendet wurde. Diese wurden damals zur besseren hierarchischen Ordnung von Honinbo Dosaku, dem herausragensten Go-Spieler aller Zeiten, in KYU und DAN Grade unterschieden. KYU war Synonym für Amateure und DAN für Profis im Spiel GO.

Dieses System wandte Jigoro Kano erstmals bei der Vergabe des ersten DANs in Judo an Shiro Saigo und Tsunejiro Tomita im Jahre 1883 an. Der Einfluss Kanos auf die Gesellschaft war enorm. Demnach wurde später in jeder Schule Kendo und Judo zur körperlichen Ertüchtigung unterrichtet. Damit wurde im allgemeinen Bewußtsein der Japaner auch dieses Graduierungssystem mit der Zeit selbstverständlich. Aber auch daß es sich bei Judo und Kendo hauptsächlich um Sportarten und nicht mehr um traditionelles Bujutsu handelte, wurde ebenfalls tief in die Seele Japans verankert.
Daher sind KYU und DAN Graduierungen auch heute noch hauptsächlich ein Indikator für sportliche Leistungen und Wettkämpfe. Zumal pro Wettkampf nur eine bestimmte Graduierung zugelassen wird. (z.B. für internationale Turnier muss ein 3.DAN vorliegen; für nationale Turniere ein 1.DAN usw.)

Die Europäer übernahmen dieses System ohne Kenntnis des traditionellen und kulturellen Hintergrundes. Woher auch, alle Kampfsportarten, welche zu Beginn des 20 Jhd. nach Europa kamen waren zum damaligen Zeitpunkt nicht älter als maximal 100 Jahre. Die Ryu, die traditionelle Schule der Samurai, wurde für Gaijin (=Ausländer) nicht zugänglich gemacht. Diese Schulen hatten es auch sehr schwer, da nach Ende des 2. Weltkrieges die Ausübung aller Kampfkünste in Japan verboten war und alle damaligen Großmeister im Widerstand zu den Amerikanern standen. Daher sank nach Hiroshima und Nagasaki auch der Rückhalt in der japanischen Bevölkerung. Die Scham nach Verlust der vielen Menschenleben und des Krieges machten verständlicher Weise die Bewohner Japans nicht mehr für irgendeine Art von Kriegskunst und Widerstand zugänglich. Die Ryus verschwanden im Untergrund.
Die Wiederbelebung des Interesses kam hauptsächlich durch Jigoro Kano, welchem der Spagat zwischen Kampfsport und Verständnis in der Bevölkerung gelang. Aber es dauerte weitere 50 Jahre bis sich die alten Ryus in offiziellen Registern wieder fanden.

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